Warum Olivenöl nicht gleich Olivenöl ist
Dass Olivenöl aus der einfachen sowie der gehobenen Küche nicht mehr wegzudenken ist, steht außer Frage. Ob es ein einfaches Pesto ist, Spaghetti aglio e olio, Bruschetta oder ob man lediglich für seinen Salat ein leckeres Olivenöldressing zubereiten möchte – Olivenöl stellt gewissermaßen ein Fundament in jeder Küche dar. Doch so wichtig Olivenöl für die Zubereitung verschiedener Speisen auch ist, so unterschiedlich können die verschiedenen Öle sein, insbesondere wenn es um die Qualität geht. Das stellt man spätestens dann fest, wenn man einen Blick in die Supermarktregale wirft, in denen die Preisspanne bei den verschiedenen Olivenölen weit auseinanderklafft. Angefangen bei günstigen Olivenölen – häufig von den Supermarkt-Eigenmarken – bis hin zu hochpreisigen Varianten, die zudem noch in deutlich kleinerer Füllmenge verkauft werden, gibt es große Unterschiede.
Diese Unterschiede reißen jedoch nicht nur unterschiedlich große Löcher in unseren Geldbeutel, wenn wir im Geschäft Olivenöl kaufen, sondern machen sich häufig auch auf unserer Zunge bemerkbar. Hochwertige Olivenöle schmecken einfach besser und sind bei richtiger Verwendung meist auch gesünder. Doch wo fängt man hier an, wo hört man auf? Was zeichnet ein hochwertiges Olivenöl aus und worin unterscheiden sich die verschiedenen Olivenöl-Arten untereinander? Diese und weitere Fragen wollen wir heute beantworten, sodass du in Zukunft genau weißt, worauf es bei der Wahl eines guten Olivenöls ankommt.
Herstellungsverfahren, Geschmack und Preis – ein allgemeiner Überblick über die verschiedenen Olivenöle
So unterschiedlich die verschiedenen Olivenöle in ihrem Preis ausfallen, so unterschiedlich sind auch die Qualitätsstufen – und das beginnt bereits bei den verschiedenen Herstellungsverfahren. Einfachheitshalber listen wir die wichtigsten Olivenöl-Arten im Folgenden auf und erklären dir im selben Zuge, was die verschiedenen Olivenöle jeweils auszeichnet, wie sie hergestellt werden und für welchen Verwendungszweck sie sich am besten eignen.
Virgin vs. Extra Virgin
Doch bevor wir näher auf die jeweiligen Olivenöl-Unterschiede eingehen, gilt es noch die Frage zu beantworten, was eigentlich die Begriffe „Virgin“ oder „Extra Virgin“, beziehungsweise „Nativ“ und „Vergine“, auf so vielen Olivenölflaschen zu bedeuten haben.
Glücklicherweise lässt sich das relativ einfach erklären, da die Begriffe Virgin, Vergine und Nativ alle dasselbe bezeichnen, zum einen nämlich das Herstellungsverfahren, und sich zum anderen auf etwaige Fehler beziehen, die während der Herstellung eine entscheidende Rolle spielen können. Direkt übersetzt bedeuten die Begriffe übrigens so viel wie „naturbelassen“.
Sowohl die Bezeichnung Nativ als auch Extra Nativ bezieht sich auf kaltgepresste Olivenöle. Bei der Nativ-Variante sind allerdings kleine sensorische Fehler erlaubt, die sich anschließend auf den Geschmack auswirken können. Zwar muss der Geschmack auch bei der Nativ-Variante fruchtig und ausgewogen sein, allerdings ist ein leicht stumpfer oder muffiger Geschmack ebenfalls zulässig. Der Säuregehalt von nativem Olivenöl liegt bei maximal 2 %.
Betrachtet man dagegen die Kategorie Extra Nativ, so gilt hier generell ein höherer Standard für das Fruchtmaterial, daher auch die Bezeichnung „Extra“. Das zeigt sich anschließend in der Sensorik, da hier prinzipiell keine Fehler erlaubt sind und das Endprodukt ausgewogen, fruchtig und leicht scharf schmecken muss. Der maximal zulässige Säuregehalt fällt mit 0,8 % hier ebenfalls geringer aus. Bei der Extra-Nativ-Variante handelt es sich um ein besonders gesundes Olivenöl, da es aufgrund der strengeren sensorischen Anforderungen über besonders viele Antioxidantien verfügt.
Natives Olivenöl (auch Virgin oder Vergine)
Eigenschaften: Natives Olivenöl, ohne die Bezeichnung „Extra“, gehört zu den absoluten Klassikern in jedem Supermarktregal und gleichzeitig zu den günstigeren Olivenölen. Wenngleich es sich hierbei ebenfalls um ein gut verwendbares Olivenöl handelt, müssen gewisse Abstriche bei der Qualität und letztlich auch beim Geschmack gemacht werden. Der Säuregehalt dieses Olivenöls liegt bei etwa 2 %.
- Herstellungsverfahren: kaltgepresst
- Geschmack: mild, allerdings weniger komplex
Eignet sich für: Zum Kochen eignet sich diese Olivenölvariante grundsätzlich gut, wenngleich sie nicht zu stark erhitzt werden sollte. Beim Braten sollte darauf geachtet werden, dass der Herd höchstens auf mittlerer Stufe steht, um ein Überschreiten des Rauchpunkts zu vermeiden.
Olivenöl Extra Nativ (auch Extra Virgin oder Extra Vergine)
Eigenschaften: Olivenöl mit der Bezeichnung „Extra Nativ“ hat die höchste Qualitätsstufe – und das macht sich auch beim Geschmack bemerkbar. Olivenöl dieses Typs ist besonders fruchtig und verfügt über eine ausgewogene Bitterkeit. Wer ein besonders gesundes Olivenöl sucht, macht mit diesem Typ nichts falsch, da Extra-Nativ-Olivenöl aufgrund seines hohen Qualitätsstandards gänzlich frei von chemischen Zusätzen ist.
- Herstellungsverfahren: kaltgepresst, ohne chemische Zusätze
- Geschmack: sehr fruchtig, mit ausgewogener Bitterkeit
Eignet sich für: Olivenöl Extra Nativ ist aufgrund seines fruchtigen Geschmacks und tollen Aromas besonders gut für Rohkostspeisen, Dips, als Dressing oder für die Veredelung fertiger Speisen geeignet.
Raffiniertes Olivenöl
Eigenschaften: Raffiniertes Olivenöl hat durchaus seine Daseinsberechtigung, insbesondere wenn es um die Zubereitung von Speisen geht, für die sehr hohe Temperaturen benötigt werden. Verglichen mit kaltgepressten Olivenölen verfügt raffiniertes Olivenöl allerdings kaum über Eigengeschmack. Zum Teil besteht raffiniertes Olivenöl tatsächlich auch aus der nativen Variante, allerdings handelt es sich dabei um einen verschwindend geringen Anteil.
- Herstellungsverfahren: raffiniert und chemisch behandelt
- Geschmack: mild bis neutral, mit kaum fruchtigen oder bitteren Noten
Eignet sich für: Raffiniertes Olivenöl kann aufgrund seines Herstellungsverfahrens auch zum Frittieren oder Braten bei hohen Temperaturen verwendet werden.
Olivenöl kaufen: Woran erkenne ich qualitativ hochwertiges Olivenöl im Supermarkt?
Wenngleich wir dir die wichtigsten Olivenöl-Unterschiede nun erklärt haben, stellt sich zum Abschluss dennoch die Frage, woran man ein hochwertiges Olivenöl erkennt – unabhängig davon, welche Variante man für seine Zwecke benötigt. Wer Olivenöl kaufen möchte und Wert auf eine hohe Qualität legt, sollte im ersten Schritt auf die richtige Bezeichnung achten. „Extra Nativ“ oder auch einfach nur „Extra“ sind im ersten Schritt ein Hinweis darauf, dass es sich um Olivenöl mit der höchsten Qualitätsstufe handelt.
Ferner gilt es zu berücksichtigen, dass es sich bei Olivenölen ohne die Bezeichnung „Nativ“ nahezu immer um raffiniertes Olivenöl handelt. Neben der Bezeichnung muss man auch das Ernte- und Abfülldatum beachten. Je kürzer dieses zurückliegt, desto höher ist in der Regel auch die Qualität und desto besser ist der Geschmack. Hinsichtlich der Herkunft des Öls ist außerdem ein gutes Zeichen, wenn mindestens das Einzelherkunftsland genannt wird, anstatt nur der Nennung von etwa der „EU“. Noch besser ist sogar, wenn neben dem Herkunftsland auch die Region explizit erwähnt wird, aus der die Oliven stammen.
Fazit
Dass Olivenöl nicht gleich Olivenöl ist, ist den meisten ernährungsbewussten Menschen und Hobbyköchen längst bekannt. Doch wo genau die Unterschiede liegen und worauf man achten sollte, wenn man möglichst hochwertige und gesunde Olivenöle kaufen möchte, ist für viele dann weitaus weniger klar. Wir hoffen, dass dir unser Artikel helfen konnte und die wichtigsten Unterschiede beim Olivenöl dir nun geläufiger sind. Weitere Tipps rund um die Themen Kochen, Ernährung und Lebensmittel findest du wie immer auf Kochgourmet.