LexikonDiabetes mellitus
Auch bekannt als Zuckerkrankheit ist Diabetes mellitus eine chronische Stoffwechselerkrankung, die auf einen absoluten oder relativen Insulinmangel zurückzuführen ist und durch dauerhaft erhöhte Blutzuckerwerte gekennzeichnet ist.
**Geschichte:** Der Begriff „Diabetes mellitus“ stammt vom griechischen Wort „diabainein“ (was „hindurchfließen“ bedeutet) und dem lateinischen „mellitus“ (was „honigsüß“ bedeutet). Das Krankheitsbild wurde erstmals vor etwa 3500 Jahren in Ägypten beschrieben. Im Jahr 1889 entdeckten von Mering und Minowski, dass Diabetes eine Erkrankung der Bauchspeicheldrüse ist. Es dauerte dann bis 1921, als Banting und Best die blutzuckersenkende Substanz des Pankreas, das Insulin, identifizierten. Vor dem ersten Einsatz dieses Peptidhormons im Jahr 1922 führte ein Insulinmangel unweigerlich zum Tod. Gleichzeitig wurden die ersten blutzuckersenkenden Medikamente entdeckt. Die kontinuierliche Weiterentwicklung dieser oralen Antidiabetika sowie der Insulintherapie bis heute hat die Lebensqualität der Patienten erheblich verbessert und die Entstehung diabetischer Folgeerkrankungen verhindert oder verlangsamt.
**Klassifikation:** Die Unterscheidung zwischen insulinpflichtigem Diabetes mellitus (IDDM) und nicht-insulinpflichtigem Diabetes mellitus (NIDDM) wird hauptsächlich für die Festlegung von Schulungs- und Therapieeinheiten verwendet. Die Neueinteilung des Diabetes mellitus durch die American Diabetes Association im Jahr 1997 orientiert sich primär an der Ursache der Erkrankung. Die zuvor verwendete Schreibweise mit römischen Ziffern wurde durch arabische Ziffern ersetzt.
**Epidemiologie:** Schätzungen der WHO zufolge wird die Zahl der Diabetiker bis zum Jahr 2025 von derzeit etwa 140 Millionen auf 300 Millionen ansteigen. In Deutschland leben bereits über fünf Millionen Menschen mit Diabetes, was etwa 6 % der Bevölkerung entspricht, wobei rund 90 % davon Typ-2-Diabetiker sind. Während die Anzahl der Typ-1-Diabetiker stabil ist oder nur langsam zunimmt, hat die Prävalenz von Typ-2-Diabetes seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs erheblich zugenommen, was den Einfluss von Überernährung, Übergewicht und Bewegungsmangel verdeutlicht. Etwa 80 % der Typ-2-Diabetiker sind übergewichtig. Da Ursachen, Pathogenese und Therapie je nach Diabetestyp variieren, werden diese unter den Stichworten Diabetes mellitus Typ 1, Diabetes mellitus Typ 2, pankreoprivaler Diabetes und Gestationsdiabetes näher erläutert.
**Diagnose:** Die Erstdiagnose eines Diabetes mellitus erfolgt häufig anhand klassischer Symptome. Laut den Kriterien der ADA/WHO kann Diabetes mellitus diagnostiziert werden, wenn klassische Symptome vorliegen und der Gelegenheitsblutzucker über 200 mg/dl liegt oder ein Nüchtern-Plasma-Glukosewert von über 126 mg/dl (7 mmol/l) in einer Wiederholungsmessung bestätigt wird.